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Strom aus der Arktis könnte bald Realität werden

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Technik.

Saubere Energie ist eines der am heissesten diskutierten Themen weltweit. Die Idee ist es, die Abhängigkeit der Welt von fossilen Brennstoffen zu verringern und erneuerbare Energiequellen zu erschliessen wie beispielsweise Wind- oder Sonnenenergie. Das bedeutet, neue und vielleicht auch ungewöhnliche Wege zu gehen. Beispielsweise hat einer der höchsten Energieverantwortlichen Chinas die Idee eines globalen Energienetzes, das Solarfarmen in Äquatornähe und Windparks in der Arktis mit Ländern rund um den Globus zu verbinden.

Der nördlichste Windpark der Welt steht in Havøygavlen, rund 50 Kilometer südlich des Nordkaps in Norwegen. Geht es nach den Plänen von Zhenya Liu, würde man noch etwas nördlicher gehen und ein Netzwerk von Windparks rund um die ganze Arktis errichten. Bild: Seebawind
Der nördlichste Windpark der Welt steht in Havøygavlen, rund 50 Kilometer südlich des Nordkaps in Norwegen. Geht es nach den Plänen von Zhenya Liu, würde man noch etwas nördlicher gehen und ein Netzwerk von Windparks rund um die ganze Arktis errichten. Bild: Seebawind

Was sich wie der Stoff einer Science-Fiction-Geschichte anhört, könnte gemäss den Aussagen von Zhenya Liu, dem Vorstandsvorsitzenden der State Grid Corporation of China, bis zur Mitte des Jahrhunderts Wirklichkeit werden. Die Grundlage des transkontinentalen Netzes wird ein neues Ultrahochspannungskabel, welches von seiner Gesellschaft entwickelt wird in Zusammenarbeit mit den Firmen ABB und Siemens. Dies würde die Lieferung von Elektrizität über solch riesige Distanzen erst überhaupt möglich machen. „UHV Netztechnologie hat sich bereits als zukunftsträchtig und reif für den Markt herausgestellt“, erklärte er an der IHS CERAWeek Konferenz in Houston. „Bis 2050 müssen wir die Entwicklung von Energiebasen am Nordpol und in den Äquatorregionen beschleunigen.“

Solarkraftwerke in Wüsten sind keine Science-Fiction, sondern bereits Realität. Beispielsweise das Ivanpah-Werk in der Mojavewüste in Nevada, USA oder ein geplantes Netzwerk von Solarfarmen in der Sahara. Bild: Business Wire
Solarkraftwerke in Wüsten sind keine Science-Fiction, sondern bereits Realität. Beispielsweise das Ivanpah-Werk in der Mojavewüste in Nevada, USA oder ein geplantes Netzwerk von Solarfarmen in der Sahara. Bild: Business Wire

State Grid hat bereits 7 solcher neuer Linien in China gebaut und zehn weitere sind im Bau. Letztes Jahr vermeldete die Gesellschaft den Bau einer über 2‘000 Kilometer langen Leitung in Brasilien. Diese Leitung verbindet einen Hydroelektrischen Damm am Amazonas mit den Städten im Südosten des Landes. Doch was Liu jetzt vorgeschlagen hat, ist um Welten ambitionierter. Zurzeit sind nach Aussagen von Experten Windprojekte, die nur 80 Kilometer vor der Küste der USA positioniert würden, bereits nicht mehr wirtschaftlich. State Grid schlägt aber vor, Turbinen an einem der kältesten und unwirtlichsten Regionen zu errichten, mehr als 4‘800 Kilometer weit weg von den Kunden.

In einem Bericht vom letzten Donnerstag behauptet aber State Grid, dass ihre Analysen gezeigt hätten, dass der Wind in der Arktis und die Sonneneinstrahlung am Äquator so stark seien, dass Energie aus diesen Regionen sehr wohl wirtschaftlich über grosse Distanzen transportiert werden kann. Gemäss den Angaben der Gesellschaft beträgt das Potential der beiden Regionen mehr als 200‘000 Gigawatt. Genug Energie für alle also.

Quelle: James Osborne, Fuelfix